Eröffnung der Baustoff- und Materialbörse in Kassel

von | März 3, 2025 | Regionale Entwicklungen, Wiederverwendung

Gemeinsam in Richtung Kreislaufwirtschaft 

Am 8. März 2025 wird im pulsierenden Hafenviertel von Kassel die innovative Baustoff- und Materialbörse eröffnet. Das Projekt, das als zentraler Knotenpunkt für zirkuläre Baukultur, nachhaltiges Bauen und sozialen Austausch konzipiert ist, setzt auf die Wiederverwendung gebrauchter Baustoffe und Materialien. Ziel ist es, Abfall zu reduzieren, den Bedarf an neuen Rohstoffen zu verringern und Treibhausgasemissionen zu senken – ein entscheidender Schritt in Richtung einer inklusiven Kreislaufwirtschaft.

Eine innovative Plattform für nachhaltiges Bauen

Die Baustoffbörse versteht sich als lebendiger Ort, an dem nachhaltiges Bauen und Kreislaufwirtschaft praktisch umgesetzt werden:

  • Wiederverwendungskonzept: Durch die Wiederverwendung gebrauchter Baustoffe werden nicht nur Bauabfälle und Treibhausgasemissionen reduziert, sondern auch Ressourcen geschont.
  • Bauteil-Tinder: In einem speziellen Lager werden Bauteile angeboten, die einen neuen Lebenszyklus beginnen können.
  • Offene Werkstatt: Ein Raum steht Interessierten und Gruppen zur Verfügung, um gemeinsam zu arbeiten und sich auszutauschen – buchbar zu festgelegten Betriebszeiten (anfangs Mittwoch bis Samstag) oder nach individueller Vereinbarung.
  • Sozialer Marktplatz: Neben dem ökologischen Mehrwert fördert die Baustoffbörse inklusive Beschäftigungsmodelle und die Ausbildung fachpraktischer Berufe, was zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur sozialen Integration beiträgt.

Hintergründe und Entstehung

Die Baustoffbörse in Kassel ist das Ergebnis eines ambitionierten Vorhabens, das im Rahmen der Klimaschutzstrategie „Kassel macht Klima – Das Bauwesen als Anker der Klimaschutzstrategie“ initiiert wurde. Bereits im Jahr 2021 brachte der Klimaschutzrat einen Maßnahmenvorschlag ein, der den Weg für das Projekt ebnete. Über mehrere Jahre hinweg wurde an einem Konzept gearbeitet, das nicht nur den CO₂-Fußabdruck der Stadt senken soll, sondern auch dem Bausektor – verantwortlich für rund zwei Fünftel aller klimarelevanten Emissionen – eine zukunftsweisende Perspektive eröffnet.

Die Initiative entstand aus dem Zusammenspiel zahlreicher lokaler Akteure: Neben den städtischen Fördergeldern und der Anschubfinanzierung durch die Stadtverordnetenversammlung, die den Grundstein in beträchtlicher Höhe legte, engagieren sich regionale Institutionen, Bildungsträger und Vereine. Ein zentrales Anliegen ist dabei die Etablierung der Baustoffbörse als sozialer Marktplatz, der nicht nur als Handelsplattform, sondern auch als Ausbildungsstätte für Fachpraktische Berufe und als inklusiver Arbeitsplatz fungiert.

Darüber hinaus werden innovative Geschäftsmodelle entwickelt, die in drei Schwerpunkte unterteilt sind:

  • Bauteile erfassen: Die systematische Dokumentation und Vermittlung von gebrauchten Bauteilen als Dienstleistung.
  • Vermittlung über den Digitalmarktplatz: Ein Online-Portal, das Bauteile digital erfasst und zur Vermittlung anbietet, um so den physischen Zwischenlagerungsaufwand zu minimieren.
  • Bauteile aufbereiten: Projektbezogene Angebote zum Rückbau und Wiedereinbau, die in Kooperation mit Handelspartnern umgesetzt werden.

Neben der wirtschaftlichen Komponente steht der sozial-integrative Aspekt im Vordergrund. Das Projekt zielt darauf ab, neue Berufsbilder zu entwickeln – etwa Bauteilsuchende oder Wiederverwendungsdetektive – und Menschen mit Behinderungen, Lernschwächen oder alternativen Wahrnehmungen aktiv in den Prozess einzubinden. Das Ziel ist es, einen echten Netzwerkknoten für zirkuläres Planen und Bauen im regionalen Kontext zu etablieren und durch praxisnahe Lehrgänge, Workshops und Veranstaltungen einen nachhaltigen Erfahrungsaustausch zu ermöglichen.

Große Abrissprojekte verdeutlichen die Dringlichkeit: Während enorme Mengen an Baumaterialien ungenutzt zerstört werden, bietet die Baustoffbörse eine innovative Lösung, um diese Ressourcen zu retten und wieder nutzbar zu machen. Die Initiative, unterstützt von verschiedenen kommunalen und privaten Partnern, stellt damit einen wichtigen Schritt in Richtung einer kreislauforientierten und klimaeffizienten Bauwirtschaft dar.

Finanzielle Unterstützung

Trotz weit fortgeschrittener Aufbauarbeiten ist die Baustoffbörse noch auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Ein zentrales Element hierfür ist die Anschubfinanzierung, die von der Stadtverordnetenversammlung – bereits am 9. September 2024 beschlossen – bereitgestellt wurde. Diese Fördergelder, in beträchtlicher Höhe, sichern unter anderem die notwendige brandschutztechnische Stellungnahme, die den sicheren Betrieb des neuen Verkaufslagers im Hafen ermöglicht. Interessierte können sich über weitere Spendenmöglichkeiten unter betterplace.org/p148292 informieren.

Kooperationen und Unterstützung

Ein wichtiger Meilenstein in der Vorbereitungsphase war der Projektrundgang am 12. Oktober 2024, bei dem Ausbilder*innen und Verantwortliche des BBW Nordhessen konkrete Schritte zur Entwicklung neuer Zertifizierungsmodule und Berufsbilder im Kontext digitaler Transformation und kreislaufwirtschaftlich orientierter Bauwirtschaft vereinbarten. Weitere Akteure wie das Architekturbüro foundation 5+ architekten BDA aus Kassel und der Verein Materialverteilung e. V. unterstützen das Vorhaben.

  • Materialverteilung e. V.: Der gemeinnützige Verein wird an der Baustoffbörse ein eigenes Regal mit Beispielen für Materialien betreiben, die über seine Vermittlung als quasi „Materialbibliothek“ präsentiert werden. Zudem befindet sich ein Online-Marktplatz im Aufbau.
  • Helfende Hände: Für die Vorbereitung und Durchführung der Eröffnungsfeier sucht die BauMaB gGmbH noch freiwillige Unterstützung. Ein Helfer*innen-Plan ist über ein Google-Docs-Formular abrufbar – Fragen und Anmerkungen können an m.schmidt@baumab-kassel.de gerichtet werden.

Einladung zur Eröffnung

Die Baustoffbörse lädt alle Interessierten – von Bürger*innen über Bauschaffende bis hin zu Handwerkenden und Planenden – ein, das neue Zentrum für nachhaltiges Bauen im Hafenviertel Kassels zu erkunden.

Die BauMaB gGmbH öffnet am 8. März 2025 ihre Bauteil- und Materialbörse an der Hafenstraße 76. Am Eröffnungstag gibt es von 11 bis 17 Uhr ein Programm für Groß und Klein.

Neben der Teilnahme an dem kreativen Wiederverwendungs-Wettbewerb „Kreisläufer:in“, bietet die Veranstaltung eine umfassende Plattform, um sich über innovative Ansätze in der Kreislaufwirtschaft zu informieren und aktiv mitzuwirken. Weitere Informationen sind auf der Website der BauMaB Kassel gGmbH zu finden.

Die Initiative wird als wegweisender Schritt in Kassel gesehen, der nicht nur ökologisch, sondern auch sozial neue Impulse setzt.

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