Neue Getrenntsammelpflicht für Alttextilien

von | Jan. 28, 2025 | Kreislaufwirtschaft, Regionale Entwicklungen

Seit dem 1. Januar 2025 sind die öffentlich-rechtlichen Entsorger EU-weit verpflichtet, Textilien getrennt zu sammeln. Was für viele Menschen bereits selbstverständlich ist wird nun auch für die kommunale Abfallentsorgung zur Pflicht: Saubere Kleidung und andere Textilien dürfen nicht mehr über die Restmülltonne entsorgt werden. Dadurch können Textilien effizienter recycelt oder wiederverwendet werden, anstatt wie bisher als Restabfall verbrannt zu werden.

Die Kommunen sind nun verpflichtet geeignete Rücknahmestellen für Alttextilien bereitzustellen. Dazu können sie Stellplätze für Kleidercontainer auf Recyclinghöfen oder am Straßenrand als Konzession vergeben, eigene Container aufstellen oder die Kleidersammlung gebietsweise oder vollständig an gemeinnützige oder gewerbliche Sammler vergeben.

Das Re-Use Netzwerk stärkt vor allem Kooperationen zwischen öffentlichen-rechtlichen Entsorgern und gemeinnützigen Einrichtungen. Dadurch bleiben die Textilien in der Region und es werden Arbeitsplätze und nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten geschaffen. Laut einer Erhebung von RREUSE werden im Durchschnitt pro 1.000 Tonnen Textilien die zur Wiederverwendung gesammelt werden, z.B. zum Verkauf als Secondhand-Kleidung, rund 20 bis 35 Arbeitsplätze geschaffen. 

Gut zu wissen:

Gut erhaltene Kleidung kann in gemeinnützige Kleiderläden und Secondhand-Warenkaufhäusern abgegeben werden. Diese sind über die „Karte zur Ressourcenschonung“  leicht zu finden.

Über Altkleidercontainer können nicht nur tragbare, sondern auch defekte Kleidungsstücke entsorgt werden. Diese werden beispielsweise zu Putzlappen, Dämmstoffen oder anderen Recyclingprodukten weiterverarbeitet. Auch Gebrauchstextilien wie Vorhänge, Handtücher und Bettwäsche können auf diese Weise umweltgerecht entsorgt werden.

Nasse oder verschmutzte Kleidung sollte weiterhin über die Restmülltonne entsorgt werden.

: Die neue Regelung für öffentlich-rechtliche Entsorger trifft auf eine schwierige Situation im Markt für Alttextilien. Durch den Trend zu Fast Fashion wird die kostendeckende Verwertung der Textilien immer schwieriger. Es fehlt an Recyclingkapazitäten und geeigneten Recyclingverfahren für die stark wachsende Menge minderwertigen Textilien. Verschmutzte und zerschlissene Kleidung führen zu hohen Kosten für die kommunalen und gemeinnützigen Sammlungen und sollten deshalb weiterhin über die Restmülltonne entsorgt werden.

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der Dachverband FairWertung rufen angesichts der schwierigen Marktsituation im Alttextilsektor dazu auf, gemeinnützige Einrichtungen zu unterstützen, die Textilien direkt lokal wiederverwenden und dadurch soziale und ökologische Vorteile schaffen. Inhaber von Stellflächen für Alttextilcontainer werden gebeten bei der Verhandlung der Nutzungskonditionen mit kommunalen und gemeinnützigen Trägern der schwierigen Marktlage Rechnung zu tragen.

Auch die Verbände RREUSE, ACR, ZWE und FairWertung machen in einem offenen Brief an die EU-Kommission, dass dringend Übergangsfinanzierungen notwendig sind, um den Alttextilsektor vor einem Kollaps zu bewahren. Ohne rasche Unterstützung könnten bestehende Infrastrukturen und soziale Unternehmen erheblich leiden, was langfristige Rückschritte in der Kreislaufwirtschaft bedeuten würde. Im Brief wird auch die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung gefordert, um die Kosten für Sammlung und Verwertung gerecht zu verteilen. Die Umsetzung einer solchen EU-weiten Herstellerverantwortung wird jedoch nicht vor 2027 erfolgen. Deshalb fordern FairWertung und VKU in ihrer Pressemitteilung die unbürokratische Übernahme der Sammelkosten durch die Hersteller, da die Erlöse die Kosten eine hochwertige Sortierung und Verwertung nicht mehr decken.

Die Umsetzung der Getrenntsammlungspflicht erfordert somit gute kommunale Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Einrichtungen und sowie eine klare Unterstützung von Herstellern und Politik für eine nachhaltige textile Kreislaufwirtschaft.

 

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