3. Hessische Ressourcenschutzkonferenz

von | Dez 18, 2024 | Regionale Entwicklungen, Veranstaltungen

Nutzungsdauer von Produkten verlängern

Am 19. November 2024 fand die 3. Ressourcenschutzkonferenz des Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) statt. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Maßnahmen und Infrastrukturen es braucht, um Reparatur, Wiederverwendung und zirkuläre Beschaffung zu fördern, um den Herausforderungen der steigenden Ressourcenentnahme und den damit zusammenhängenden Umweltproblemen zu begegnen.

Die Konferenz zeigte die unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema und machte deutlich, dass statt punktuellen Veränderungen die Abstimmung von Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette bei der Verlängerung von Produktnutzungsdauern im Vordergrund stehen müssen.

Im Begrüßungsvortrag hob Prof. Dr. Thomas Schmid, Präsident des HLNUG, die ökologischen Notwendigkeiten zur Reduktion des Ressourcenverbrauchs hervor. Der errechnete Stichtag für die Übernutzung der natürlichen Ressourcen (Earth Overshoot Day, in Deutschland am 8. August 2024) zeige, dass der Abbau natürlicher Ressourcen und Rohstoffe global weiter viel zu hoch sei. Auch die konstant hohen Abfallmengen in Deutschland seien ein Aufruf zum Handeln.

Maria Ertl, stellvertretende Leiterin des Referat Internationale Zusammenarbeit, Planungsangelegenheiten, fachübergreifende Umweltangelegenheiten des Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat (HMLU) stellte neue Schwerpunkte in der Umsetzung der Ressourcenschutzstrategie Hessen vor und betonte die hohe Bedeutung des Schutzes kritischer Rohstoffe für die hessische Wirtschaft. Dazu passend gab Dr. Felix Kaup, Leiter Industrial Technologies / Projektleiter Ressourceneffizienz & Umwelttechnologien, Hessen Trade & Invest Einblicke in die Tätigkeiten des Landes zur Unterstützung der hessischen Wirtschaft im Bereich Ressourceneffizienz. Der Fokus liege hierbei vor allem auf Fach- und Informationsveranstaltungen, Publikationen sowie der Beratung und Förderung.

Dr. Petra Meyer-Ziegenfuß, Leiterin des Referat Abfallrecht, Produktverantwortung und Abfallwirtschaftsplanung im HMLU gab eine Einführung in abfallrechtliche Vorgaben zu Produktverantwortung und Ressourcenschutz. Anhand verschiedener Beispiele verdeutlichte sie, dass es wichtig sei, die Auswirkungen von Instrumenten im Blick zu haben. Dr. Imke Schmidt, Co-Leiterin Forschungsbereich Zirkulärer Wandel am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erläuterte die rechtlichen Rahmenbedingungen zum Recht auf Reparatur und gab eine thematische Einführung zu Maßnahmen und Instrumenten zur Förderung von Reparaturen, wie zum Beispiel den Reparaturbonus, der bereits in Sachsen und Thüringen etabliert und in einigen Bundesländern geplant sei.

Zahlen, Daten, Fakten aus Hessen

  • Mehr als 61 Secondhand- und Gebrauchtwarenläden
  • Mindestens 98 Reparatur-Initiativen
  • Mindestens 6 Bibliotheken der Dinge

Um die Potenziale solcher reparaturfähigen Produkte zu heben, muss die Reparatur und Wiederverwendung auch im Handeln der Verbrauchenden fest etabliert sein. Vor diesem Hintergrund sei es notwendig von einer „Circular Society“ anstatt von der Circular Economy zu sprechen, so Dr. Lukas Sattlegger, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE). Denn Ressourcenschutz sei eng an soziale und kulturelle Veränderungen gekoppelt und kein rein technisches Problem. Es brauche bestimmte Fähigkeiten, eine hohe Motivation und Gelegenheiten, dass Verhaltensänderungen sich tatsächlich entwickeln können.

Ein Beispiel wie diese Gelegenheiten sichtbar werden können, erläuterte Dr. Nadja von Gries, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Ressourcenschutz des HLNUG. Im Projekt „Interaktive Karte zur Ressourcenschonung – Hessen will’s messen“ wird mit einer interaktiven Karte erstmals die gesamte Bandbreite an Aktivitäten rund um das Thema Ressourcenschonung und Abfallvermeidung für die Menschen in Hessen gebündelt sichtbar. Unter Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger in Hessen soll die Datenbank zu Abfallvermeidungsaktivitäten wachsen und damit auch die Verbrauchenden über Leih-, Tausch-, Reparatur- und Wiederverwendungsmöglichkeiten informieren.

Ein weiteres Schwerpunktthema der Konferenz war die Bedeutung der öffentlichen Beschaffung für den Ressourcenschutz und die Verlängerung von Produktnutzungszeiten. Lorena Kirchherr, Geschäftsführerin von Ausschreibungscoach erläuterte praxisnah, welche Möglichkeiten genutzt werden können, um bei öffentlichen Ausschreibungen langlebige Produkte zu fördern. Andreas Böcher Fachgebietsleiter Asset- und Beschaffungsmanagement HessenPC bei der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung, verdeutlichte, dass die hohen Sicherheitsanforderungen an die 83.000 Hardwareclients der Hessischen Ministerien und nachgeordnete Dienststellen der limitierende Faktor mit Blick auf eine lange Nutzungszeit der PCs seien. Dennoch sei es gelungen, die Nutzungszeit des HessenPC von 4 auf 5 Jahre zu verlängern. Die Potenziale der verlängerten Nutzungsdauer von Büromöbeln erläuterte Marco Schoneveld, Geschäftsleiter Deutschland der Firma Vepa. Er zeigte am Beispiel von Möbeln, dass zirkuläre Produkte bereits am Markt sind und in Zukunft noch einen viel höheren Stellenwert bekommen müssen. Kreislaufwirtschaft müsse bereits beim Design mitgedacht werden.

Zum Abschluss der Konferenz wurden auf dem Podium „Lange Nutzung von Produkten – aber wie?“ Ansätze und Möglichkeiten einer langen Produktnutzung innerhalb der Verwaltung diskutiert. Die Konferenz und das Podiumsgespräch wurden moderiert durch Imke Eichelberg, Ökonomin für Kreislaufwirtschaft und Projektentwicklerin des Re-Use Netzwerk Hessen.

Begleitend zur Konferenz wurden Plakate aus der Wanderausstellung „zusammen:schrauben“ gezeigt. Diese wurde im Sommer bereits in Frankfurt, Gießen und Bad Vilbel gezeigt.

Das könnte Sie auch intresssieren…